Neuseelands Zentrum für Adrenalin-Junkies
Neuseeland News unterwegs im Zentrum für Adrenalin-Junkies auf der Südinsel Neuseelands: Vorbei sind die Zeiten, als ich mich wagemutig von Brücken stürzte – das hier ist fast eine Schuhnummer zu gross. Aber nicht nur ich habe mich weiterentwickelt: das Bungy Jumpen hat sicherlich auch eine Entwicklung hinter sich seit meinen ersten Brückensturzzeiten vor vielen Jahren. Heutzutage wird jeder 3mal gewogen und eines jeden Leben an ein dementsprechendes Seil gehängt.
“Bungy Jumpen ist eine der sichersten Abenteuersportarten”, versicherte mir später eine Vertreterin von Destination Queenstown. Das würde ich ihr ja gerne glauben, aber erstens wird sie für dieses Statement bezahlt und zweitens hat jede Statistik einen Haken, und der möchte ich nun mal nicht sein. Wie es mein Schicksal will, bin ich die leichteste und werde folglich als letzte springen. Die Statistik arbeitet gegen mich, denn alle kommen heil und mit einem breiten Grinsen wieder oben an und dann bekomme ich meine attraktiven Knöchelwärmer und Sicherheitsgurte umgeschnürt. Auch dieses System kann als Weiterentwicklung der Handtücher, die vor ein paar Jahren hierfür benutzt wurden, betrachtet werden.
Der Sicherheitstechniker spricht ein paar aufmunternde Worte, während ich mit Argusaugen verfolge, wie er die Karabinerhaken des Bungy Gurtes in mein Knöchelsystem einklickt. Leider hab ich keine Ahnung, ob er es richtig gemacht hat und hoffe nur, dass das mal gut geht. Mit kleinen Schritten geht es dem Abgrund entgegen. Diesmal bin ich den Jungs dankbar, dass sie rückwärts zählen, denn ansonsten würde ich vermutlich niemals springen. Aber als Feigling möchte ich dann doch nicht dastehen und so stosse ich mich beherzt auf “Eins” von der Plattform ab. Wow – fliegen ist cool! Ich hab keine Ahnung, wie lange es dauert, bis man 143 Meter in die Tiefe gesackt ist, aber als mich das Sicherheitsseil sanft in die Gegenwart zurückholt, bin ich überzeugt, man hat mich um mehrere 100 Meter betrogen.
Queenstown wäre unerträglich, gäbe es da nicht auch noch eine andere Seite zum Adrenalinrausch. Das Städtchen direkt am romantischen Wakatipu-See umrahmt von der Gebirgskette “The Remarkables” hat eine Toplage und zählt zurecht zu einem der schönsten Städtchens Neuseelands. Fast das ganze Jahr über sind die Remarkables mit Schnee gepudert – ein spektakulärer Anblick. Daher auch der Name (“die Beeindruckenden”). Im Winter gehört Queenstown zu einem der abwechslungsreichsten Skigebiete Neuseelands mit drei grossen Skisport-Möglichkeiten in unmittelbarer Nähe: Coronet Peak, The Remarkables und Cardrona.
Queenstown bietet erstklassige Einkaufsmöglichkeiten: Eine Fussgängerzone mit Geschäften von internationalem Standard und Format, alle bequem zu Fuss zu erreichen, und ein idyllisches Innenstädtchen direkt am See mit wunderschönen Cafes und Restaurants zum Draussensitzen. Und jede Menge “Weirdos” (wie der Kiwi skurrile Typen zu nennen pflegt) zum Beobachten über die Kaffeetasse hinweg.
Ein Wahrzeichen besonderer Art ist der Dampfer TSS Earnslaw – die betagte, aber nicht weniger würdevolle Dame des Sees. Die Earnslaw verkehrt auf dem See seit mehr als 100 Jahren und ist weltweit eines der letzten historischen Dampfschiffe im Dienst. Die Earnslaw bringt mehrmals am Tag Besucher zur Walter Peak Station, einer Show-Farm in den Bergen jenseits des Sees.
Neuerdings wird auch Entspannung gross geschrieben in Queenstown. Die Stadt wird in zunehmendem Masse Konferenzzentrum und die gestressten Konferenzteilnehmer suchen nach Erholungsbädern und erquickenden Massagen. Und nicht zuletzt die action-geplagten Touristen lechzen nach Erholung für ihre gestressten Muskeln.
Travel-Tipp
Wandern am See Wakatipu
Queenstown ist zweifelsohne die Abenteuer- und Adrenalin-Hauptstadt Neuseelands! Besucher aus aller Welt springen hier von Brücken und aus Flugzeugen, lassen sich an Stahlseilen in Schwebezustände katapultieren oder durch tosende Flüsse schwemmen. Die kleine Stadt pulsiert im Actionrausch und zieht Touristen und Investoren gleichermaßen an: ein neues Hotel hier, eine neue “Je-mehr-Adrenalin-desto-besser”-Attraktivität da.
Doch irgendwo zwischen all der Action, die Touristenherzen scheinbar höher schlagen lassen, hat sich Queenstown trotz allem seinen Charme bewahrt. Die Lage am Lake Wakatipu umsäumt von Bergen ist atemberaubend und lässt viele von Queenstown als der am schönsten gelegenen Stadt Neuseelands schwärmen. Die umliegende Landschaft ist nicht nur atemberaubend schön, sondern hat auch kulturell und geschichtlich einiges zu bieten. Unterschiedliche Tracks und Trails rund um Queenstown wandern auf den Spuren der Maori oder folgen den alten Routen der Goldgräber.
Ein sicherlich einzigartiges Projekt ist in dieser Hinsicht der Queenstown Time Walk. Der 1,7 Kilometer lange Wanderweg hinauf auf die Spitze des Queenstown Hill ermöglicht einen einzigartigen Aussicht über die Stadt, den See und die umliegenden Berge. Und – vor allem einen Einblick in die Geschichte der Gegend am Wakatipu. “Wir möchten den Besucher auf eine Zeitreise entführen und eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft schlagen,” erklärt eine Sprecherin des “Time-Walk”-Projektes.
Der Trail beginnt unweit des Stadtzentrums. Nach einem kurzen Spaziergang durch einheimische Buchen- und Fichtenwälder wird ein schmiedeeisernes Eingangstor erreicht, das das Leben der Maori symbolisch darstellt: Tauben und Fische als Nahrungsmittel, Blumen und Pflanzen als Rohstoffe. Die sechs entlang des Weges aufgestellten Informationstafeln geben einen Einblick in die unterschiedlichen Zeit-Epochen am Lake Wakatipu: Illustrationen über die Besiedlung der Maori, den Goldrausch und die Entwicklung Queenstowns zur Adrenalinhauptstadt spannen einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart.
Am Ende des “Time Walks”, auf der Spitze der Queenstown Hills, wird dieser Kreis symbolisch mit der Zukunft verbunden: Ein riesiger, aus Eisen geschmiedeter Korb, dem “Dream Basket”. Und tatsächlich fängt man beim Blick über den Lake Wakatipu und die umliegenden Berge an zu träumen und wenn sich dann auf dem Rückweg Richtung Zivilisation das schmiedeeiserne Tor wieder schließt, ist man um vieles reicher geworden.